Mopsfledermaus  (Barbastella barbastellus (Schreb., 1774))

EU-Code: 1308

FFH-Anh. II, FFH-Anh. IV

Rote Liste NRW 2010: 1
Rote Liste NRW 1999: 1
Rote Liste D: 1
Erhaltungszustand in NRW (ATL): U↑
Erhaltungszustand in NRW (KON): S

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)
© Foto: Henning Vierhaus, Bad Sassendorf-Lohne

Die Mopsfledermaus ist mit einer Körperlänge von 4,5 bis 6 cm und einem Gewicht von 6 bis 14 g eine mittelgroße Fledermausart. Das Fell ist ober- und unterseits dunkel schwarzbraun bis schwarz gefärbt. Das Rückenfell wirkt mitunter bereift, da es weißliche bis gelblichweißliche Spitzen besitzt. Das Gesicht und die Ohren sind schwarz, die Flughäute graubraun bis schwarzbraun. Die breiten Ohrmuscheln sind an der Kopfmitte miteinander verwachsen. Charakteristisch sind die mopsartig gedrungene Schnauze, die kleine Mundspalte sowie die nach oben hin geöffneten Nasenlöcher. Die Flügel sind relativ breit und erreichen eine Spannweite von 26 bis 29 cm. Im Flug erscheint die Mopsfledermaus so groß wie ein Sperling. Mit dem Ultraschalldetektor ist die Art meist bei 30 bis 32 kHz, seltener bei 42 kHz zu hören. Die Ortungslaute sind sehr variabel, so dass eine sichere Bestimmung der Art mit dem Detektor schwierig ist.

Die Mopsfledermaus ist eine Waldfledermaus, die gehölz- und strukturreiche Parklandschaften mit Fließgewässern sowie großflächige Wälder besiedelt. Die Jagdgebiete liegen vor allem im geschlossenen Wald, auch in Feldgehölzen oder entlang von Waldrändern, Baumreihen, Feldhecken sowie Wasserläufen. Dort jagen die Tiere meist in 2 bis 5 m Höhe in Vegetationsnähe oder im freien Luftraum vor allem nach Kleinschmetterlingen. Die einzelnen Tiere nutzen mindestens 2 bis 10 Jagdgebiete mit einer Größe von 5 bis 70 ha. Diese können bis zu 8 bis 10 km von den Quartieren entfernt sein und werden über feste Flugrouten erreicht. Als Wochenstubenquartiere benötigt die Mopsfledermaus enge Spaltenverstecke. Bevorzugt werden Hangplätze hinter abstehender Rinde an abgestorbenen Bäumen oder Ästen. Bei Quartiermangel werden auch Baumhöhlen, Fledermauskästen sowie Spaltenverstecke an und in Gebäuden in Waldbereichen angenommen. Im Juni bringen die Weibchen in kleinen Kolonien mit 10 bis 15 (max. 30) Tieren ihre Jungen zur Welt. Im August lösen sich die Wochenstuben wieder auf. Bisweilen werden Quartierverbände aus mehreren Teilgruppen gebildet. Da die Quartiere sehr häufig gewechselt werden, sind die Tiere auf ein großes Quartierangebot angewiesen. Die Männchen leben im Sommer allein oder in kleinen Gruppen und nutzen ebenfalls Spaltenquartiere.

Zur Überwinterung werden Verstecke in Höhlen, Stollen, Kellern, Bunkern oder Baumquartiere aufgesucht. Mopsfledermäuse gelten als kälteresistent und halten sich zwischen November und März oft nur bei längeren Frostperioden im unterirdischen Winterquartier auf. Sie treten meist einzeln oder in Kleingruppen auf und bevorzugen feuchte Standorte mit einer Temperatur von 2 bis 5 °C. Als Kurzstreckenwanderer legen die Tiere bei ihren Wanderungen zwischen Sommer- und Winterquartier selten Entfernungen über 20 (max. 290) km zurück.

In Nordrhein-Westfalen erreicht die Mopsfledermaus ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze. Durch massive Bestandseinbrüche nach Mitte der 1960er-Jahre ist sie heute „vom Aussterben bedroht“. Neben Einzelfunden sind aktuell mindestens 3 Wochenstuben (Kreis Steinfurt, Kreis Borken) sowie ein bedeutender Winterquartierkomplex (Kreis Steinfurt) bekannt (2015).